Was Fördermittel, Haushaltssperre und eine falsche Erwartungshaltung miteinander zu tun haben
”Ich hätte gerne 30 Millionen für mein Projekt” - so der Wunsch eines Förderinteressierten neulich bei einem großen Umweltkongress.
Und letzte Woche dann die Nachricht: Haushaltssperre.
Man könnte meinen, ich möchte jetzt sagen, dass die 30 Millionen Euro gewünschte Förderung aufgrund der Haushaltssperre nicht mehr realistisch sind.
Aber genau das möchte ich NICHT sagen.
Denn das Wichtigste zuerst: Es fehlt noch an Informationen, was die Haushaltssperre für verschiedene Fördermittel genau bedeutet.
Öffentlich kommunziert wurde bisher der Stopp einiger KfW Programme und von Projektförderprogrammen (namentlich jene der Nationalen Klimaschutzinitiative) , die direkt aus dem KTF finanziert werden. Andererseits gehen die Beratungen zu anderen Förderprogrammen aktuell noch weiter, denn sicher ist nur eines: die Lage ist unklar und unübersichtlich.
Was man jedoch wissen muss:
Fördermittel sind nicht gleich Fördermittel (noch nie gewesen) und nicht alle stammen aus dem Bundeshaushalt, für den die Sperre gerade verhängt wurde.
Was möchte ich stattdessen sagen: In der Praxis der Förderberatung erlebe ich es oft, dass Förderinteressenten "jetzt ganz dringend" Förderung benötigen, jedoch keine Erfahrung damit haben, was es bedeutet, in einen Förderprozess einzusteigen - vom Ausarbeiten der Idee über die Förderprogrammrecherche bis hin zur Antragstellung. Stichwort Erwartungshaltung.
Eine der wichtigsten Learnings hinsichtlich Erwartungen an Förderung ist jene:
Fördermittelakquise braucht Zeit.
Und was haben Förderinteressierten praktisch nie? Richtig, Zeit.
Betrachten wir die Haushaltssperre (deren Auswirkungen wir im Detail noch nicht kennen) doch einmal andersherum:
Die Vorstellung, dass alle Förderprogramme für immer und ewig auf Eis gelegt werden ist unrealistisch.
Fördermittel sind ein wichtiges Instrument des Staates, um Wirtschaft und Gesellschaft im eigenen Land, vor allem aber auch im Wettbewerb voranzubringen.
Warum als die Zeit nicht nutzen und sich tiefer in das Thema einarbeiten - über Literatur, Beratungsangebote und Seminare. Um dann zur richtigen Zeit, mit der richtigen Erwartungshaltung “ready” für die Antragstellung zu sein.
Das mag im ersten Moment unbefriedigend klingen. Wenn man jedoch bedenkt, wie lange ein Förderprozess von der ersten Idee (deren Potenzial sich häufig erst durch das gemeinsame Ausarbeiten im Rahmen eines Fördercheck-Workshops entfaltet) über die Programmrecherche bis zur Antragseinreichung dauert, dann lässt sich die aktuelle “Saure-Gurken-Zeit” gut überbrücken.
Glauben Sie mir, gute Projekte werden nicht in 4 Wochen "mal eben nebenbei” entworfen. Also nutzen wir die Zeit!